6. Juli 2018

Das Märchen vom Ende des Personalabbaus

Kommentar zum Entwurf des Landeshaushalts 2019/2020

Bei der Vorstellung des Entwurfes für den Landeshaushalt 2019/20 am 3. Juli sagte Finanzminister Görke: „Der Personalabbau in der Landesverwaltung ist mit diesem Doppelhaushalt beendet“. Bereits am 16. Januar hatte Görke festgestellt: „der Stopp des Stellenabbaus für alle Ressorts setze aus seiner Sicht ein wichtiges Signal“.

Der BDF erwartet, dass der Minister bei der Wahrheit bleibt und Parlament und Öffentlichkeit darüber informiert, dass in der Landesforstverwaltung der Personalabbau unvermindert fortgesetzt wird und die Folgen und Risiken daraus klar benannt werden.

Derweil in Brandenburg weiterhin Personal drastisch abgebaut wird, klagen andere Bundesländer darüber, kein qualifiziertes Personal mehr am Markt zu finden. Beispielsweise haben Landesforsten Rheinland-Pfalz jetzt eine Nachwuchskampagne gestartet, um langfristig Nachwuchskräfte zu gewinnen. Bis 2022 sollen jährlich 15 Absolventen im Revierdienst neu eingestellt werden.

Vergleicht man Rheinland-Pfalz mit Brandenburg, ergibt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine annähernd gleiche Personalausstattung und offenbart, dass der Landesforstbetrieb Brandenburg keinesfalls personell „überausgestattet“ ist (die Zahlen finden sich im Anhang).

Entsprechend dem Entwurf des Landeshaushaltes 2019/20 sind in der Landesforstverwaltung Brandenburg 35 Prozent des Personals einzusparen. So sollen künftig bei der Bewirtschaftung des Landeswaldes ausschließlich Fremdunternehmen eingesetzt und die Oberförstereien für den Bereich Waldarbeit nicht mehr mit Stellen ausgestattet werden.

„Wir bezweifeln, dass unter dieser Konstellation den Anforderungen und Zielen des Landeswaldgesetzes entsprochen werden kann und die im Landeswaldgesetz verankerte vorbildliche Bewirtschaftung des Landeswaldes durch qualifizierte Fachkräfte gesichert ist“, so Uwe Engelmann, Vorsitzender des BDF Brandenburg-Berlin. Zurzeit sei die vollumfängliche Kompensation der Waldarbeiterleistungen durch Unternehmen jedenfalls nicht möglich, zudem werde es Preissteigerungen bei der Vergabe von Leistungen geben.

Die Autoren des Abschlussberichtes zur Forstreform vom 11. Juni 2018 tätigen dazu vorsichtshalber keine Aussagen. Immerhin weisen sie auf Risiken hin, da die Abläufe unter Berücksichtigung der Personalreduzierung nicht untersucht werden konnten.

Für eine „Zukunftsfähige Landesforstverwaltung Brandenburg“ fordert der BDF zunächst eine vollumfängliche Aufgabenkritik, einschließlich der klaren Benennung von den zu streichenden Aufgaben. In einem nächsten Schritt ist zu prüfen, ob die ermittelten Aufgaben in der bestehenden Struktur effizient zu lösen sind und ob gegebenenfalls Strukturanpassungen erforderlich sind. Die Erarbeitung eines Personalentwicklungskonzeptes schließt sich dem an. Parallel zu diesem Prozess ist es, wie in Rheinland-Pfalz, erforderlich, eine Nachwuchskampagne zu starten und ab sofort jährlich AbsolventInnenen einzustellen.

 

Anhang: Vergleich RLP und Brandenburg

Rheinland-Pfalz verfügt über 44 Forstämter und 428 Forstreviere mit insgesamt 1.199 Beschäftigen,  einschließlich der höheren Verwaltungsebene,  mit 214.926 Hektar Landeswald bei einer Gesamtwaldfläche von 839.796 Hektar. Das Forstamt ist als Einheitsforstamt sowohl für den Staatswald wie auch für den Privat- und Kommunalwald zuständig. Bei den letzten beiden Besitzformen beschränkt sich die Zuständigkeit auf die Beratung und die Mitwirkung bei der Bewirtschaftung.

In Brandenburg ist das Einheitsforstamt unter dem Dach des Landesbetriebes organisiert bei einer personellen und räumlichen Trennung in Oberförstereien, welche ausschließlich den Landeswald bewirtschaften und Oberförstereien mit ausschließlich hoheitlichen und Gemeinwohlaufgaben. Brandenburg verfügt über insgesamt 44 Oberförstereien und 364 Forstreviere mit insgesamt 1.574 Beschäftigten, einschließlich der höheren Verwaltungsebene, mit 270.874 Hektar Landeswald bei einer Gesamtwaldfläche von 1.130.847 Hektar.

Projiziert man die Ausstattung mit Stellen der rheinland-pfälzischen Landesforstverwaltung, unter Wichtung mit der Gesamtwaldfläche, auf die Stellenausstattung für die brandenburgische Landesforstverwaltung so ergeben sich 1.615 Stellen, was einem Mehrbedarf von 41 Stellen zum gegenwärtigen Zeitpunkt entsprechen würde. Projiziert man die Ausstattung mit Stellen der rheinland-pfälzischen Landesforstverwaltung auf die von der Landesregierung Brandenburg vorgegebene Personalzielzahl 1.023 ergibt sich daraus, dass die Landesforstverwaltung Brandenburg künftig bei einer um 291.051 Hektar größeren Landeswaldfläche als Rheinland-Pfalz mit 592 Stellen weniger ausgestattet ist, als die Landesforstverwaltung Rheinland-Pfalz (461 weniger Forstwirte und 131 weniger Angestellte/Beamte).

 

Anhang: DPA-Meldung

Rheinland-Pfalz wirbt um Nachwuchs für Forstberufe

29.06.2018, 07:28 Uhr | dpa

Angesichts rückläufiger Zahlen von Interessenten für den Försterberuf startet die rheinland-pfälzische Forstverwaltung in diesem Sommer eine Nachwuchskampagne. Das Ziel der Aktion von Landesforsten sei, langfristig Nachwuchskräfte zu gewinnen, teilte eine Sprecherin des Umweltministeriums mit. In den vergangenen Jahren konnten nicht mehr alle 20 Anwärterstellen für den Vorbereitungsdienst für Förster besetzt werden. "Es wird schwieriger, qualifizierten Nachwuchs zu finden", erklärte Forstministerin Ulrike Höfken (Grüne).

Derzeit gibt es in Rheinland-Pfalz 44 staatliche Forstämter und 428 Forstreviere. Dort sind 566 Förster beschäftigt, unter ihnen sind 49 Frauen. In den höheren Verwaltungsebenen beschäftigt Landesforsten 126 Mitarbeiter. Außerdem arbeiten 507 Beschäftigte als Forstwirte - unter ihnen sind nur zehn Frauen. Bis 2022 sollen jährlich 15 Bachelor-Absolventen für die Arbeit als Försterinnen und Förster neu eingestellt werden.