14. August 2018

Forstreform, Klimawandel, Personalabbau – BDF in großer Sorge um die staatliche Forstfachkompetenz

Während sich andere Bundesländer durch Personalaufbau und Konzepte zur Fachkräftesicherung für die Zukunft rüsten, der Bund ein neues Amt für Wald- und Forstwirtschaft zur Bündelung und Stärkung forstlicher Themen schafft, will Brandenburg seine Forstverwaltung durch Aufspaltung in verschiedene Organisationseinheiten (LFB, LELF) und einen drastischen Personalabbau weiter schwächen. Gerade erst haben Stürme und Waldbrände die volle Einsatzkraft und -bereitschaft der Mitarbeiter des Landesbetriebes Forst Brandenburg in besonderem Maß gefordert. Die in Brandenburg regelmäßig auftretenden Massenvermehrungen von Schadinsekten können bisher nur deshalb rechtzeitig erkannt und erfolgreich eingedämmt werden, weil innerhalb sehr kurzer Zeit auf großen Waldflächen viele Forstfachleute gleichzeitig die Situation überwachen und analysieren.

Die Äußerungen der Landesregierung zum Thema Personalabbau sind aus Sicht der Forstgewerkschaft teilweise grotesk. Pressewirksam verkündet der Finanzminister im Januar, dass der Personalabbau in der Landesverwaltung gestoppt ist und gleichzeitig läuft ein Reformvorhaben mit dem Ziel, ein Drittel des aktuell vorhandenen Forstfachpersonals des Landes abzubauen. Und der Ministerpräsident freut sich über den Erhalt von 35 Stellen für Waldpädagogik, will gleichzeitig aber über 500 Stellen streichen.

Wer einen ehrlichen Blick über die Landesgrenzen zum Thema Personalausstattung der Landesforstverwaltungen wagt, stellt erstaunt fest, dass Brandenburg mit seinen heute 1.500 Forstfachleuten bereits zu den Bundesländern mit der geringsten Mitarbeiterzahl bezogen auf die Waldfläche gehört. Mit dem beabsichtigten weiteren Personalabbau um 500 Stellen wird Brandenburg dann endgültig die sogenannte „rote Laterne“ im Länderranking übernehmen – ist das ein Ziel rot-roter Politik?

Der dem BDF zur Stellungnahme übersandte Gesetzentwurf zur Forstreform enthält dazu übrigens kein Wort. Vielmehr begründet er die dargestellten Umstrukturierungen mit kartell- und beihilferechtlichen Erwägungen, was fragwürdig, wenn nicht sogar unrichtig ist. Der LFB konnte bisher seine durch das Parlament vorgegebenen finanziellen und aufgabenbezogenen Zielvorgaben erfüllen. Ohne Begründung und vor allem ohne aufgabenkritische Betrachtungen wurde der Personalabbau schon vor vielen Monaten beschlossen. Er soll nun „nur noch“ umgesetzt werden.

Der Abschlussbericht einer Arbeitsgruppe des MLUL, der Grundlage für den vorliegenden Gesetzentwurf war, ist nach unserer Kenntnis nicht öffentlich. Darin weisen die Verfasser darauf hin, dass es zu Standardabsenkungen und Einschränkungen bzw. Verlust von Krisenreaktionsfähigkeit kommen wird. Das ist in Zeiten der augenfälligen Vorboten eines möglichen Klimawandels mit gravierenden Auswirkungen auf die Wälder in Brandenburg vollkommen unverständlich und alarmierend. 

Im Bereich der Waldarbeit sollen in Zukunft Dienstleister vom freien Markt alle Bedürfnisse der Forstverwaltung erfüllen. Dabei geht es bei der Waldarbeit schon lange nicht mehr ausschließlich um Holzernte und Pflanzen von Bäumen. Es geht um die Waldüberwachung (Monitoring zu Waldschadinsekten, Betreuung Waldbrandüberwachungskameras), Waldpädagogik, Waldbrandnachsorge, kurzfristige Begehbarmachen der landeseigenen Wälder nach Stürmen, Naturschutzaufgaben im Wald, etc.

Heute werden viele Arbeiten durch tariflich entlohnte Waldarbeiter des Landes geleistet. Künftig würden diese Aufgaben durch Mindestlohnempfänger verrichtet. Dieses Lohndumping sowie den bevorstehenden Verlust von Arbeitsplätzen in ländlichen Regionen nimmt die rot-rote Regierung offensichtlich billigend in Kauf.

Der BDF fordert die Erhaltung und Stärkung der Forstfachkompetenz in einer schlagkräftigen Einheit des Landes. Mit einer klaren Aufgabenkritik und einer echten Personalbedarfsplanung, die nicht blind vom Stellenabbau als Selbstzweck getrieben ist, muss sich das Land für die künftigen Herausforderungen rund um den Wald wappnen.

Für weitere Hintergrundinformationen steht der BDF jederzeit gern zur Verfügung.

 

Hier finden Sie die Pressemitteilung im PDF Format